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Wissenswerte 2023: VMWJ faszinierte mit Brain‐Computer‐Interfaces

„Brain‐Computer‐Interfaces: Maschinen, die Gedanken lesen“. Unter diesem Titel fand am Mittwoch, dem 25. Oktober, die diesjährige Veranstaltung des VMWJ im Rahmen der „20. Wissenswerte“ in der Sick Arena auf dem Messegelände in Freiburg statt. Knapp 50 Zuhörer kamen im Saal DATEN zusammen, als es unter anderem darum ging, welche Anwendungsbereiche für Hirn-Computer-Schnittstellen (BCI’s) langfristig realistisch sind, und wie weit diese von einem tatsächlichen Nutzen für Patienten entfernt sind. Außerdem wurden ethisch relevante Aspekte diskutiert, wie zum Beispiel die Frage, welche Probleme sich aus einer Anwendung von BCIs jenseits medizinischer Anwendungsbereiche ergeben könnten.

BrainComputerInterfaces: Maschinen, die Gedanken lesen“. Unter diesem Titel fand am Mittwoch, dem 25. Oktober, die diesjährige Veranstaltung des VMWJ im Rahmen der „20. Wissenswerte“ in der Sick Arena auf dem Messegelände in Freiburg statt. Knapp 50 Zuhörer kamen im Saal DATEN zusammen, als es unter anderem darum ging, welche Anwendungsbereiche für Hirn-Computer-Schnittstellen (BCI’s) langfristig realistisch sind, und wie weit diese von einem tatsächlichen Nutzen für Patienten entfernt sind. Außerdem wurden ethisch relevante Aspekte diskutiert, wie zum Beispiel die Frage, welche Probleme sich aus einer Anwendung von BCIs jenseits medizinischer Anwendungsbereiche ergeben könnten. Moderiert wurde die Veranstaltung von VMWJ-Vorstandsmitglied Dr. Thomas Bleich, der auch für die Programmplanung mitverantwortlich zeichnete.

Auf dem Podium war Prof. Dr. Tonio Ball, der als Leiter des Neuromedical AI Lab am Universitätsklinikum Freiburg einer der international führenden Experten im Bereich Neurotechnologie und zum Thema Gehirn-Computer-Schnittstellen ist. In seinem Statement „Zum aktuellen Stand und den Herausforderungen der BCI-Forschung“ führte er den Erschienenen unter anderem mit eindrucksvollen Videoaufnahmen vor Augen, wo derzeit die Herausforderungen für eine Steuerung von Maschinen mit Gedanken liegen. Einem Probanden gelang es unter definierten Laborbedingungen in einem Versuchsaufbau, nur mit Hilfe einer Elektrodenhaube einen fahrbaren Roboterarm so zu steuern, dass er zunächst einen Becher mit Wasser einschenkte, bringt, und ihm diesen am Ende erfolgreich an den Mund führt. Ein Beispiel das als Ergebnis jahrelanger Forschung mehrerer Arbeitsgruppen die großen Herausforderungen veranschaulichen sollte, die darin liegen, mehrere komplexe Arbeitsschritte miteinander zu verbinden. Als Steuerungsimpulse wurde dabei Hirnstrommessungen eingesetzt, die über Elektroden an der Schädeloberfläche des Probanden abgeleitet wurden. Ein Verfahren, das ein spezielles Training erfordert und zeigt, vor welchen Herausforderungen eine komplexere Anwendung dieser Technologie im Alltag noch steht. 

Einen zweiten Impulsvortrag hielt Dr. Joachim von Zitzewitz, der als Leiter des Bereichs Systemtechnik bei der Firma Onward Medical in Lausanne, Schweiz, tätig ist. Das Unternehmen arbeitet an Technologien zur Rückenmarksstimulation und hat sich zum Ziel gesetzt, Menschen mit Rückenmarksverletzungen wieder mehr Bewegungsfähigkeit ermöglichen. Unter anderem präsentierte der Spezialist für Reha-Technologien in seinem Vortrag eindrucksvolle Aufnahmen eines Patienten, dessen Fall im Frühsommer 2023 weltweit für Schlagzeilen gesorgt hatte: Der Niederländer Gert-Jan Oskam hatte nach einem Motorradunfall vor 12 Jahren eine partielle Tetraplegie erlitten. Mit Hilfe von Implantaten an beiden Seiten seines Kopfes, sowie an der lumbalen Wirbelsäule, war es ihm trotz der partiellen Tetraplegie möglich geworden, wieder eigenständig Schritte zu setzen und unter anderem sogar Treppenstufen zu gehen. Ermöglicht haben dies Experten der Universität Lausanne mit einem 3-teiligen „Brain-Spine-Interface“, das auch als „Digital Bridge“ bezeichnet wirdEin spektakulärer Einzelfall, der im Form einer „Proof of Concept“ Studie von Prof. Dr. Grégoire Courtine und Prof. Dr. Jocelyne Bloch et al. publiziert wurde. Im Anschluss entstand eine rege Diskussion darüber, wo die Möglichkeiten und Grenzen moderner Elektrostimulationsverfahren liegen. Zur Sprache kam dabei auch, dass bei Menschen mit Rückenmarksverletzungen der Wunsch wieder Laufen zu können nicht unbedingt an erster Stelle stehe. Themen wie ein eigenständiges Umlagern oder eine bessere Kontrolle der Blutdruckregulation im Alltag können für sie oftmals eine höhere Bedeutung haben.

Prof. Dr. Saskia Nagel, Professorin für angewandte Ethik an der RWTH Aachen, war aufgrund einer Absage von Dr. Svenja Wiertz kurzfristig für die Teilnahme an der Veranstaltung eingesprungen. Sie untersucht mit ihrem interdisziplinären Team unter anderem, wie neue Mensch-Technik-Beziehungen – etwa durch Entwicklungen in den Bereichen Neurowissenschaft, Kognitionswissenschaft, Künstliche Intelligenz, Robotik oder Datenwissenschaft – das Selbstverständnis und das Werteverständnis des Menschen beeinflussen. Dank ihren Impulsen wurde unter Beteiligung des Publikums im Anschluss an die Vorträge der beiden anderen Referenten angeregt über das komplexe Zusammenspiel von Begeisterung, Hoffnungen, Erwartungen, Ängsten und Bedenken im Zusammenhang mit neuen Beziehungen zwischen Mensch und Technologie diskutiert.  

Alles in allem ein großartiges Seminar, das ein hochaktuelles Thema sehr anschaulich präsentierte. Der VMWJ dankt allen Beteiligten und den Teilnehmenden, vor allem aber Dr. Thomas Bleich für seine Vorarbeiten sowie die ausgewogene und gekonnte Moderation. 

Prof. Dr. Tonio Ball (Universitätsklinikum Freiburg), Dr. Joachim von Zitzewitz (Onward Medical, Lausanne), Prof. Dr. Saskia Nagel (RWTH Aachen), Dr. Thomas Bleich (VMWJ/ZDF)

Bildquelle: Dr. Rolf Hömke (VFA)

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